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Tactical-Paarhufers
Wie alles begann
Es stimmte, was Landwirte im allgemeinen behaupteten: Man konnte Kühe und Schafe nicht mischen. In kleinen Gruppen standen die Paarhufer auf der Weide und beäugten sich gegenseitig misstrauisch. Ab und an meckerte ein Schaf konsterniert über eine Kuh, manchmal muhte ein gefleckter Milchlieferant abfällig auf eine Gruppe blökende Schafe.
Zwei Spezies dieser Rasse jedoch passten so gar nicht ins Bild.
Unsicher standen ein Schaf und eine Kuh auf der Weide und hielten unruhig nach dem Hirten Ausschau.
„Wie ist der nur auf diese Idee gekommen?“, fragte das Schaf ärgerlich. Ein leicht nervöser Unterton schwang in seiner meckernden Stimme mit. Die Kuh wiegte mit dem Kopf, aber das tat sie eigentlich ständig. „Weiß nich. Vermutlich ein neuer Trick, um EU-Konventionen zu umgehen.“
Schafs Kopf ruckte nach oben. Seine Augenbrauen zogen sich konsterniert zusammen, als er die Kuh misstrauisch betrachtete. „Seit wann kennst Du Dich denn mit Wirtschaft oder Politik aus?“
„Der Bauer legt die Futterkrippe immer mit alten Zeitungen aus“, erklärte Kuh stolz.
„Oh, ja klar“, kommentierte Schaf spottend. „Und beim Fressen interessiert Dich natürlich das Gedruckte!“
Kuh zuckte mit den Schultern und nahm noch ein Maul voll frisches Gras.
Diese beiden Paarhufer, die sich nicht in ihren Gruppen hielten – die von keiner anderen Gruppe geduldet wurden, kannten sich schon länger. Als die Enten noch das politische Geschehen fest im Griff hatten und Duck Country im Krieg mit Überwald war, wurden viele Kühe und Schafe rekrutiert und in einem Projekt in kleinen Spezialeinheiten hinter Feindlichen Linien abgesetzt.
Das Problem an Enten war, dass sie durchaus politischen Weitblick besaßen (Insbesondere was die Bedeutung von Gewässern anging), aber hinsichtlich militärischer Praktiken ein wenig borniert waren. Mit nur zwei Füßen und einem Paar Flügel waren für sie alle anderen Wesen mit mehr Beinen automatisch tauglich, eine Waffe zu halten.
Viele Spezialeinheiten standen also hinter den feindlichen Linien, starrten besorgt um sich und leckten unsicher über die Waffe vor ihren Hufen. Die meisten von ihnen landeten in namhaften Fast-Food Ketten.
Kuh und Schaf überlebten, weil sie angesichts panischer Angst vor Tzaziki, Ketchup und Brötchen enorme geistige Anstrengungen vollbrachten und improvisierten.
Das war lange her, und als der Staat wieder sicher in den Händen von Menschen waren (die mit ihren Daumen weit mehr bewerkstelligen konnten), landeten die beiden „Kriegshelden“ wieder auf der Weide, versuchten die Schrecken der Schlacht zu vergessen und den Gestank von Kordit.
Kriegstraumata sind bekannt dafür, die Sinne für Kampfsituationen zu sensibilisieren, meist zu ungünstigsten Augenblicken. Auf der anderen Seite stumpfte der Sinn fürs Leben ab.
Schaf bemerkte als erstes, dass alle anderen Tiere von der Weide verschwunden waren. Hektisch sah er sich um.
Hinter ihm trabte gerade die letzte Kuh hastig von der Weide.

Nicht alle Veteranen waren froh, wieder zuhause zu sein


„Muhi?“, fragte er mit zittriger Stimme.
Die Kuh hob ihren Kopf und schluckte die letzten Reste Gras herunter. „Sheep?“
„Irgendwas stimmt hier nicht. Alle anderen sind weg!“
Die Kuh schloss gemütlich die Augen und versenkte ihre Schnauze wieder im saftigen Gras. „Um so besser“, sagte er. „Mehr für uns“.
Das Schaf wollte etwas erwidern. Aber Muhi zuckte überrascht zurück, als das zitternde Graß in seiner Nase kitzelte.
„Spürst Du das auch?“, fragte er seinen wolligen Freund.
„Was meinst Du?“, erwiderte das Schaf trocken. „Den bebenden Boden oder das kribbeln in meinem Nacken?“
„Mit letzterem habe ich keine Probleme. Aber ich meinte...was riecht hier so?“
Sheep blähte seine Nüstern auf und schnupperte in der Luft.
„Riecht nach Abgasen“, erklärte es kurz darauf. „Scheint von einem Motorrad zu kommen.“
„Ach?“, spottete Muhi. „Du bist also Experte für Zweiräder?“
Schaf nickte. „In Neuseeland hüten sie so ihre Herden.“
Muhi grinste süffisant. „Ich hab gehört, dort machen sie noch ganz andere Dinge.“
„Sprich bloß nicht davon!“, fauchte Sheep. „Ich hab Monate mit meinem Hintern an einem Pfosten gepresst gestanden und versucht, die Schreie meiner Herde zu ignorieren. Schrecklich! Und dann war da noch...“
Er unterbrach sich, als er merkte, dass die Kuh ihm gar nicht zuhörte. Aufgeregt sondierte er die Umgebung.
„Siehst Du was?“, fragte er Muhi ängstlich.
Das Vieh nickte. „Da hinten. Am Waldrand.“
Schaf fixierte seinen Blick in die Richtung, die Muhi ihm zeigte. Das war nicht leicht, wenn man seine Augen an der Seite trug. Aber dennoch sah er die zwei Staubwolken, die sich mit hoher Geschwindigkeit ihnen näherten.
Jetzt hörten die beiden auch die Motorgeräusche.
„Du hast recht“, sagte die Kuh mit verzweifelter Fröhlichkeit. „Es sind Motorräder.“
„Jupp“, erwiderte das Schaf mit weit aufgerissenen Augen.
Der Terror begann.

Mit einem wilden Grinsen ritt der Junge Mann seine Maschine über das Feld. Die Sonne blitzte auf seinem blank polierten Helm, der metallic schwarz lackiert war. In großen, roten Lettern prangte das Wort REDRUM auf der Frontseite. Sowas machte sich besonders in Rückspiegeln gut.
Sein Ziel stand keine fünfzig Meter vor ihm und war vor Angst und Schrecken erstarrt. Nicht das, was sich sein Leader erhofft hatte, aber für ihn selbst würde es ein Spass werden.
Er drehte den Kopf und nickte seinem Kumpel auf der Maschine neben ihm zu. Der bestätigte mit der gleichen Geste und hob seine Waffe, legte sie auf die Gabel seines Motorrades.
Sein Helm war von feuerroter Farbe und hatte keinen Schriftzug. Dafür war ein wunderbar stilisierter Scorpion auf die Rückseite gebrusht.
Die beiden Freunde waren die Vorreiter von Fullis Team und die beste Rekrutierungseinheit, die er hatte. Das Rückgrat von Team Laval.
Für die beiden Paarhufern, die wie versteinert auf der Wiese standen, spielte das jedoch keine Rolle. Entsetzt sahen sie zu, wie die schweren Maschinen auf sie zurasten, die Fahrer mit Waffen im Anschlag.
Schaf hatte es schwer. Seit dem Krieg hatte er schwere Neurosen und litt unter Panikattacken. Zwar befähigten sie ihn zu ungewöhnlichen Aktionen, wenn die Situation eskalierte, jedoch kam es auch ebenso oft vor, dass er völlig irrationale, nahezu stupide Dinge tat. Eine zweischneidige Fähigkeit, an der er allzu oft verblutete.
Muhi, die ruhige Kuh hatte es da leichter. Er litt weder unter Panik noch an unkontrollierten Reaktionen. Seine Fähigkeit war weit skurriller und ungewöhnlicher.
Kühe können nicht schießen. Schafe auch nicht. Normalerweise nicht. Aber eine Stampede ist immer ein erschreckender Anblick. Insbesondere dann, wenn man das zweifelhafte Vergnügen besitzt, sie aus nächster Nähe zu betrachten.
Um die sogenannten Spezialeinheiten aufzuhalten, die unter Beschuss in Panik gerieten und dann brüllend alles niedertrampelten, setzte die Biberfraktion Giftgas ein.
Muhi wurde davon erwischt und überlebte als einziger aus seiner Truppe. Die Ärzte stellten später den Grund dafür fest:
BSE. Muhi litt, ohne es zu wissen, an Bovine Spongiforme Encephalopathie. Die Krankheit wurde bei der Musterung nicht entdeckt, weil sie zu der Zeit noch inaktiv in ihm schlummerte. Im Krieg brach sie dann aus, was ihm paradoxerweise das Leben rettete. Die seltene Form der Creuzfeldt-Jakob Krankheit hatte sein Nervensystem befallen und verhindert, dass das Gas seine Synapsen zerstören konnte. Allerdings wurden die Rezeptoren an den Nervenbahnen so stark beschädigt, dass auch die BSE-Erkrankung sich nicht mehr weiter ausbreiten konnte.
Der militärische Medizinstab hatte aber nicht nur gute Nachrichten für die MuhKuh. Fortan musste er damit leben, dass Medikamente, Drogen und andere Mittel keinen Einfluss mehr auf sein Nervensystem haben würden, was eine Therapie von vornherein ausschloss. Außerdem bezahlte Muhi seine zweite Chance mit latentem Wahnsinn.
Dies war seine Stärke.
Mit der Gelassenheit des Irrsinns sah er jeden Kampf gelassen.
Wer voll neben der Spur liegt, kümmert sich nicht um Gefahren.
So löste er sich aus seiner Starre, lächelte verzückt und sagte nur „Oh, schön.“
„Määäh?“, entfuhr es dem Schaf panisch. Doch Muhi sprang schon fröhlich den Motorrädern entgegen.
Immer noch in seiner Starre gefangen, sah Sheep entsetzt zu, was die Kuh da machte.

Redrum wurde unsicher. Normalerweise floh man vor ihnen. Erst recht, wenn es sich um Tiere handelte. Eine freudig rumhüpfende Kuh war etwas unerwartetes.
„Scorpi“, sagte er über Helmfunk. „Was ist mit der Kuh los?“
Sein Kumpel schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Aber es muss die richtige sein. Fullis Profil war eindeutig.“
„Is die krank?“
Durch das Helmvisier sah Redrum das derbe Grinsen von Scorpion nicht. „Du hast keine Ahnung, wie sehr“.
Das schien Reddy nicht zu überzeugen. Im Gegenteil, es verunsicherte ihn. Aber Auftrag war Auftrag. Also fuhr er weiter über die Wiese.
Noch eine Sache, die Unmut in ihm auslöste. Eine Wiese war nicht gerade der Ideale Fahrboden für eine Sportmaschine, die auf Schnelligkeit ausgelegt war. Es holperte und sein Schemel machte gefährliche Sprünge, wenn er über eine versteckte Bodenschwelle fuhr. Dann noch diese Kuh, die auf allen Vieren auf ihn zu hoppelte.
Dann geschah es. Redrum verlor die Kontrolle über sein Motorrad. Fluchend verlor er die MP aus der Hand und griff hastig nach dem Lenker, um die Maschine zu stabilisieren.
Gerade, als er einen Gang runter schaltete um die Geschwindigkeit zu reduzieren, sah er, wie die Kuh einen hohen Sprung ausführte und plötzlich über ihm war.
Aus einem Reflex duckte er sich, doch es war zu spät. Mit einem lauten „Klank!“ verlor er seinen Helm, die Hinterhufen des Viehs trafen den Sozius und die Maschine bockte hoch.
Als das Vorderrad wieder auf den Boden traf, flog Redrum im hohen Bogen über den Lenker.
Gras mag weich sein. Aber nicht, wenn man mit dem Gesicht zuerst landete – und zuvor seinen Helm verloren hatte.
Benommen blieb er liegen, während Muhi hinter ihm weiter sprang, mit einem seiner großen, schwarzen Augen die Waffe fixierte, die im Gras lag.
Genau das, was er jetzt brauchte.
Red Scorpion hatte die Szene nur zum Teil mitbekommen. Er entschloss sich, sie zu ignorieren. Die Kuh war gefährlich und unberechenbar. Aber das Schaf bewegte sich immer noch nicht. Also erstmal das ausschalten. Dann konnte er sich ganz auf die verrückte Kuh konzentrieren. Scorpi beschleunigte auf das entsetzt glotzende Schaf. Das Dossier von Fulli berichtete von den Angstzuständen des Tiers. Allerdings wurde darin nicht die volle Auswirkung erzählt.
Sheep senkte den Kopf und rannte blökend los. Scorpi war zu überrascht, um noch rechtzeitig zu reagieren. Das Wollvieh rammte im vollen Lauf die Frontverschalung. Noch im Flug hörte der völlig perplexe Scorpion das helle knacken.
Unsanft landete er auf dem Rasen, überschlug sich ein paar mal. Dann stand er auf und versuchte torkelnd, seine Orientierung wieder zu erlangen. Seine MP baumelte klappernd am Gurt. Die Waffe. Ja. Das blöde Schaf abknallen.

Sheep lag im Gras und rieb sich winselnd die Stirn. Er hoffte inbrünstig, dass das Knacken vom Motorrad war und nicht sein Kopf. Was hatte ihn nur geritten, direkt vor die Maschine zu laufen? Taumelnd kam er auf die Beine, schaute sich um und sah den Mann mit dem roten Helm, wie er wütend die kurzläufige Waffe auf ihn richtete.
„Kreisch!“, schrie das Schaf und rannte, halb laufend, halb hoppelnd über die Wiese. Als die MP hinter ihm knatterte und Projektile das Erdreich um ihn herum aufwühlten, fiel er in einen Zickzackgalopp, blökte die ganze Zeit panisch herum, während er mit tränenblinden Augen auf die Scheune zulief.
Es krachte ein weiteres mal, als er durch das Holzgatter preschte. Diesmal spürte er weder Benommenheit noch Schmerzen, dafür hatte er einfach zu viel Angst.
Hinter ihm rannte ein wütender Scorpi, lud seine Waffe nach und stürmte auf die Scheune zu.
Sheep wurde fast wahnsinnig vor Panik, sah keinen Fluchtweg.
Nur die alte Schrotflinte, die der Bauer hier mal deponiert hatte, für den Fall, dass Wilde Tiere sich an der Herde zu schaffen machten.
Das Schaf richtete sich auf, schnappte mit den Zähnen nach der Shotgun. Wie jetzt weiter, überlegte er fieberhaft.
Einmal gegen die Wand rammen, um zu repetieren. Dann die Zähne an den Griff, die Zunge um den Abzug. So hatte er es im Krieg gemacht, oder?
Seine Zähne vibrierten, als der Nachlademechanismus zurück schnappte und eine Patrone in den Lauf knallte.
Jetzt nur noch warten, bis der Irre mit der MP in die Scheune stürmte.
Schwere Schritte stapften durch das feuchte Gras, kamen immer näher.
Warten, Sheepie, warten. Und keine Panik.
Oh je.

Muhi hob die MP auf und zielte auf Redrum, der sich gerade benommen aufrappelte. Sorgfältig zielte er auf den Kopf. Das wird ein astreiner Headshot!
Redrum schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden, dann wirbelte er herum, suchte nach seiner Waffe.
Die Muhkuh drückte ab.
Klick.

Redrum fuhr herum, sah eine Kuh, die verzweifelt nachlud und nach Deckung suchte. Er zog seine Desert Eagle und warf sich flach auf den Boden. Mit Erleichterung und einem wagen Anflug von Ärger fiel ihm ein, dass er schon wieder vergessen hatte, seine Waffe vor dem Kampf durchzuladen.
Die Kuh hatte Deckung hinter einem kleinen Erdhügel genommen und Reddy hörte leise, muhende Flüche und das klappern eines Magazins, das ein Paarhufer hektisch versuchte, in die Waffe zu rammen. Schwarzweiße Flecken lugten über den Hügel hinaus und Redrum nahm sie ins Visier.

Wer macht denn sowas, fluchte Muhi. Welcher Idiot kommt mit einer ungeladenen Waffe zu einer Schießerei?
Er zuckte zusammen, als Schüsse über ihn hinweg peitschten. Einer schrammte schmerzhaft über sein Fell. Das ist jetzt nicht mehr lustig. Mit den Hufen klemmte er die Waffe auf den Boden und versuchte mit den Zähnen, das neue Magazin hineinzurammen. Die Zeit lief ihm davon.

Scorpi stürmte durch das Tor und Sheepie drückte ab. Der Schuss pulverisierte einen Teil der Wand ein gutes Stück hinter Scorpi. Sheepie heulte auf und rammte die Shotgun wieder gegen die Wand.
Ich bin zu langsam für diese Welt, dachte er betrübt, als der Schaft zurück schnappte und eine neue Patrone nachlud.
Red Scorpion wirbelte herum, zielte auf das Schaf und drückte ab. Kreischend wich Sheep aus, hüpfte wild herum und tanzte hektisch durch die Scheune steppend, um den MP-Salven zu entkommen. Panisch gab er einen Schuss ab.
Scorpi wurde mitten in die Brust getroffen. Im hohen Bogen flog er davon, landete bewusstlos im Heu.
Erleichtert sackte das Schaf zusammen. Der ist erstmal out.
Seine Zähne schmerzten und er ließ die Schrotflinte fallen.
Schüsse von draußen rissen ihn hoch und impften ihn mit neuer Panik. Vorsichtig robbte er zu dem ohnmächtigen Mann im Stroh, nahm ihm die MP ab und stürmte nach draußen.

Redrum gab einige ungezielte Schüsse in Richtung Kuh ab und duckte sich dann, lud seine Desert nach. Wie kann ein so großes Ziel so schwer zu treffen sein? Ständig bewegte sich das Vieh mit überraschender Geschwindigkeit und wich seinen Schüssen aus.
Redrum richtete sich auf und nahm die Kuh erneut aufs Korn. Das Blöde Biest grinste ihn doof an und schoss zurück, allerdings ungezielt und völlig unkoordiniert. Was ist los mit dem Viech?

Muhi sah, wie das Schaf sich von hinten an den Schützen heran schlich und gab ein paar Salven ab. Hauptsache er machte Krach und lenkte den Mann ab. Das Schaf mochte für vieles gut sein, aber schleichen konnte es noch nie.
Die Kuh schoss weiter und Redrum schoss zurück, bemerkte das Wollknäuel mit der MP hinter sich nicht.

Sheep drückte ab. Er musste das ganze Magazin leeren, bevor der Schütze endlich zusammenbrach.
„Du kannst nicht mal jemanden von hinten erschießen?“, fragte die Kuh erstaunt, als sie zu dem Schaf aufschloss.
„Das ist nicht so leicht, wie es aussieht!“, schimpfte Sheep atemlos. „Ich hab lange keine Waffe mehr benutzt. Und ohne Daumen ist es bestenfalls kompliziert!“
Die MP baumelte um den Hals der MuhKuh. Speichel tropfte von dem Griff. „Ich weiß, was Du meinst“, gab Muhi zu.
Schaf nickte und schaute sich um.
„War ein Kinderspiel“, grinste ihn die Kuh an. „Sollte öfter passieren. Peppt den tristen Weidenalltag ein wenig auf.“
Sheeps Kopf ruckte herum und taxierte das gefleckte Vieh mit tadelnden Blicken. „Du findest perforiertes Leder also lustig? Wenn ich mich scheren lasse, dann doch lieber auf die traditionelle Art. Und überhaupt, was waren das für Typen?“
Muhi beugte seinen Kopf herunter und drehte den Bewusstlosen um. „REDRUM“, las die Kuh vor. „Und hier steht noch was. Da, auf dem Emblem auf seiner Schulter.“
Sheep senkte ebenfalls den Kopf. „Team Laval“, murmelte er und runzelte die Stirn. „Was zum Teufel ist ein Team Laval?“
„Autsch!“, rief die Kuh und schaute erschrocken auf.
„Tut Dir das denken weh?“, kommentierte das Schaf spöttisch, ohne aufzuschauen. „Oder ist Dir was wichtiges eingefallen?“
Zur Antwort bekam er ein dumpfes Klatschen, als die Kuh der Länge nach auf die Wiese fiel. Seelig lächelnd lag sie dort, die lange Zunge hing aus ihrem Maul.
Verwirrt betrachtete Sheep die Kuh. Ein kleiner Pfeil mit rotgrünen Fransen steckte in seiner Flanke. Kaltes Entsetzen schoss durch Schafs Körper, als er erkannte, was das war.
Dann spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Hinterteil.
„Ach nein“, seufzte er, bevor er ebenfalls zu Boden sank.

Fulli nahm den Feldstecher herunter. „Guter Schuss“, sagte er.
„Hell, Yeah“, keuchte Turinos durch seinen Mundschutz und ließ das Gewehr sinken.
„Die werden eine Weile schlafen“, nickte Fulli und winkte mit der Hand. Zwei Wagen machten sich auf den Weg zu dem Vieh, um es aufzuladen. Mit einer weiteren Geste winkte er einen Sanitäter herbei. „Bringen Sie Turi wieder in den Stasistank. Er hat heute genug getan.“
Der Mediziner nickte und mit einem Kollegen half er dem Scharfschützen, sich auf eine Bahre zu setzen.
Fulli nahm ihm das Gewehr ab, dann wurde der blasse Mann fortgetragen.
Während das Mobile Lazarett fortfuhr, nahm der Clanleader das Gewehr in Anschlag und lugte durch das Zielfernrohr.
Die Entfernung betrug mindestens Achthundert Meter. Es erstaunte ihn immer wieder, wie der kranke Schütze das schaffte. Andererseits, so dachte er sich, mit so einer flachen Atmung und einer Augenklappe waren die Vorbedingungen vielleicht gar nicht so schlecht.
Die beiden Tiere wurden mit den Flaschenzügen gerade verladen.
Fulli konzentrierte sich wieder auf seine Aufgaben. Er tippte die Namen der beiden neuen Rekruten in sein PDA und gab die Mission als „Erledigt“ ein. Die Sanitäter kamen wieder und eilten wortlos an ihm vorbei, um nach dem Zustand von Redrum und Scorpion zu schauen. Im Geiste machte er sich eine Notiz, den beiden bei Einsätzen die Motorräder zu verbieten. Die Dinger sind wirklich keine Hilfe.
Dennoch hatten die beiden ihre Mission zufriedenstellend ausgeführt. In jeder Hinsicht.
Die Truppe wächst, überlegte er zufrieden. Bald hatte er alle zusammen. Als nächstes sollte es ein Drache sein.
Und Fulli hatte auch schon die richtigen für diesen Job.

„Unterschreibt das“, sagte die Frau trocken zu ihnen und schob zwei Formulare über den Tisch.
Sheep schaute zu dem Tisch und kniff die Augen zusammen.
„Eintritt in die Söldnereinheit „Team Laval“ als Squad-Team für die TOWCL?“
Die Dame nickte.
„Was ist ein TOWCL?“, fragte die Kuh.
„Die Tactical Ops World Champion League“, erklärte Black Scorpion, „Ist die Globale Vereinigung aller Clans von Tactical Ops. Sozusagen das größte Tournament der Welt. Die NBA ist nichts dagegen.“
„Und was sollen wir da?“, fragte das Schaf ängstlich
„Na was wohl? Für uns kämpfen.“
MuhKuh richtete sich auf. „Moment! Soll das heissen, die Show da auf der Weide und die Betäubungspfeile waren nur dafür da, uns zu rekrutieren?“
Blacky zeigte ein süffisantes Lächeln.
„Warum hat man uns nicht einfach gefragt?“, wollte Sheep wissen.
„Haben wir ja versucht“, sagte die Frau. „Aber die Weide liegt immer noch im Distrikt von Duck Country und untersteht nach wie vor dem Vereinigten Rat der Enten. Sie haben uns die Abwerbung von Kriegsveteranen aus den Biber-Kriegen verboten. Außerdem war es ein guter Test eurer Fähigkeiten.“
Das Schaf verschluckte sich fast. „Soll das heissen, wir sind illegal hier?!“
Blacky schüttelte den Kopf und grinste. „Ihr seid natürlich ausgewandert und habt Asyl beantragt. Die Enten sind durch und durch Bürokraten. Wenn jemand auswandern will ist es ihnen egal, so lange sie sich nicht mit dem Papierkram herumschlagen müssen. Unterschreibt die Einberufungsformulare, und die Sache ist offiziell.“
Muhi schaute verträumt aus dem Fenster. „Schade“, sagte er. „Ich mochte die Enten. Schnatterten zwar immer viel, aber ansonsten nette Kerle. Hatten es gut dort, das Schaf und ich.“
Dann zuckte er mit den Schultern und schnappte mit dem Maul nach einem Kugelschreiber. Mit krakeliger Schrift kritzelte er MUHI: KUH auf das Formular.
„Du willst hier bleiben?“, fragte Sheep entsetzt.
„Warum nicht?“, meinte die Kuh. „Futter wird’s hier auch geben. Und ganz ehrlich, Schafi. Was passierte schon groß auf der Weide?“
„Nichts“, brummte Sheep betrübt. „Genau das gefiel mir ja so gut.“
Eine schwarzweißes Bein legte sich um seine wolligen Schultern. „Ach komm schon, Schafi. Wird bestimmt lustig. Mach mit. Ich will den Laden nicht alleine aufmischen.“
Sheep seufzte und schnappte ebenfalls nach einem Stift, kratzte seinen Namen und seine Bezeichnung auf das Formular.
„Und was jetzt?“, fragte er, als Blacky die Formulare in ihre Ablagemappe legte.
„Jetzt bekommt ihr erstmal ein Briefing vom Leader. Danach bekommt ihr eure erste Mission.“
„Jetzt schon?“, wunderte sich die Kuh. „Werden wir denn gar nicht ausgebildet?“
„Früher als euch lieb ist“, meinte die Dame und bedeutete mit einer Handbewegung, dass die beiden Viecher ihr Büro verlassen sollten.
„Black Scorpion“, las Sheep das Namensschild auf dem Schreibtisch der Dame. „Gibt es hier denn nur Skorpione?“
„Eigentlich sind wir ein recht buntgemischter Haufen“, sagte sie zum Abschied. „Ihr werdet schon sehen.“

Draußen trafen sie auf Redrum und Scorpi. Sheep konnte seine Fluchtreflexe nur mühsam unterdrücken. Zum teil nur deswegen, weil die Kuh sie fröhlich grinsend festhielt.
Reddy hob den Daumen und nickte den beiden Paarhufern zu. „Nette Aktion da draußen. War echt klasse.“
Scorpion nickte nur, schaute aber das Schaf finster an. Das mit seinem Motorrad hatte er noch nicht überwunden.
„Jederzeit wieder“, meinte Muhi und lächelte euphorisch.
Die beiden Männer winkten noch einmal kurz und schlenderten dann davon.
„Sind das nicht Feinde?“, fragte Sheep besorgt.
Die Kuh schaute ihn überrascht an. „Die sind in unserem Clan. Bist Du ein Teamkiller oder was?“
Das Schaf wiegte den Kopf und schaute den beiden Männern misstrauisch hinterher. Im Krieg war es einfacher. Vorne war der Feind und dahin mussten die Kugeln fliegen. Hier schien alles viel zu kompliziert für seinen einfachen Verstand.
„Guten Tag, Monsieur Kuh, Hallo Monsieur Schaf.“, meinte eine hochgewachsene schlanke Dame. Im Gegensatz zu allen anderen hier trug sie keine Uniform, nicht mal eine Mütze, was ihre dunkelblonden Locken voll zur Geltung brachte. „Bitte begleitet mich. Ich bringe euch zum Clanleader.“
Muhi trottete verträumt hinter der Frau her, die sich umwandte und den Gang hinunter schritt. „Gehören Sie auch zum Clan?“
Sie lachte und schüttelte den Kopf. „Nein. Aber mein Mann ist der Leader. Und ich betrachte gerne seine neuen Rekruten. Also helfe ich ihm ab und an aus.“
„Heisst das, sie kämpfen gar nicht?“, fragte die Kuh enttäuscht.
„Doch ab und an.“
„Oh“. Die Kuh errötete.
Sheep, der immer noch versuchte, sich einen Reim auf die ganze Sache zu machen, schloss zu Muhi auf und schaute ihn fragend an.
„Ich glaub, ich bin verliebt“, meinte die Kuh mit glänzenden Augen.
Das Schaf schnaufte verächtlich. „Das hast Du bei der Bäuerin auch gesagt. Und bei ihrer Tochter. Und bei der Schwester des Hirten.“
„Hey, Frauen sind einfach besser beim melken.“
„Beim melken?“, fiepte Sheepie pikiert. „Ich weiss nicht, ob man Dich jemals darauf hingewiesen hat, aber Du bist eine...wie heisst das bei euch? Egal. Du bist eine männliche Kuh! Du hast bestenfalls nur einen Euter!“
„Eben!“, nickte die Kuh und grinste anzüglich.
Das Schaf rümpfte angewidert die Nase. „Du hast einen schmutzigen Humor. Und wenn ich Dich erinnern darf, sie ist die Frau vom Leader. Versuch Dein Glück und Du hast echte Probleme.“
„Man darf doch wohl noch träumen“, meinte Muhi enttäuscht.
„Traumkuh“, murmelte Schaf. „Mal was ganz neues.“
Red Sonja blieb vor einer Tür stehen und öffnete sie. „Hier hinein, mes amis. Fulli erwartet euch schon.“
Muhi lächelte die Frau fröhlich an und schlenderte durch die Tür. Sheep folgte ihm kopfschüttelnd.

 


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